Ausstellungen

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Kulturverein Eggenfelden  "Face to Face" ( 3.April- 17.April 2022)


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Galerie AAH Art-Agency Hammond,  90762 Fürth  (Oktober-November 2019)
„IM ANGESICHT“: FASZINIERENDE PORTRAITS IM STADTTHEATER FÜRTH
Unter dem Motto „Im Angesicht“ präsentierten Michaela Steiger und Cordula Treml faszinierende und sehr fokussierte Portraits im Foyer des Fürther Stadttheaters. Der Titel der Ausstellung „Im Angesicht“ beschreibt bereits, worum es den beiden Künstlerinnen geht: um das Gesicht. Dem nähern sich beide sehr konzentriert, niemals aber voyeuristisch.
Bei Michaela Steiger steht das Begreifen und Ausloten des Menschseins im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Sie beschäftigt sie sich mit dem inneren Ausdruck und dem Verborgenen hinter den Figuren – direkt und unmittelbar.


Galerie arToxin,  München  (08.12.2018 - 13.01.2019)
Unter dem Titel "Gesichter" zeigte Michaela Steiger in der Münchner Galerie arToxin eine umfangreiche Auswahl an Arbeiten. In ihrer Malerei steht immer der Mensch als Charakter im Zentrum.

Zu den Arbeiten von Michaela Steiger

Die Portraitmalerei hat in der Kunst eine lange und abwechslungsreiche Geschichte. Nach der Typisierung und Idealisierung der Portraitierten von der Antike bis zum Mittelalter gestand man es dem Menschen erst ab dem 16. Jahrhundert zu, ihn um seiner selbst Willen abzubilden - als eigenständige, unverwechselbare Persönlichkeit.

Auch in den Portraits von Michaela Steiger steht die Individualität der Dargestellten im Vordergrund. So wie sie in ihrem Beruf als Schauspielerin, wo sie erfolgreich im Rampenlicht steht, das Innenleben von Menschen erforscht und ausleuchtet, so steht für sie auch als Malerin der Mensch im Zentrum.  Der intensiven Arbeit mit und unter Menschen, der ständigen Präsenz auf der Bühne, dem Spielen einer Rolle, steht als kontemplativer Gegensatz kontinuierlich das Feld der Malerei gegenüber. Und ähnlich wie in der Schauspielerei geht es ihr hier um das Begreifen und Ausloten von Menschsein, maßgeblich in Form von Portraits und Familienbildern.
 
Die Portraits zeigen ganz unterschiedliche Personen: Bekannte und Freunde, aber auch fremde Menschen. Initialzündung ist meist ein spontaner Moment, ein bestimmter Blick, eine Stimmung, die Michaela Steiger erst einmal fotografisch festhält. Zu einem späteren Zeitpunkt geht sie dann durch die Fotos, sucht Geschichten in den Gesichtern und malt die Momente, in denen sie der Blick eines Menschen besonders angesprochen hat oder ihr rätselhaft erscheint. Genauso wichtig wie dieser überspringende Funke ist auch ihre unbändige Lust auf Farbe. Bei jedem Bild legt sie aufs Neue vorab ein Farbspektrum fest, innerhalb dessen sie dann Farbklänge harmonisch miteinander verwebt.

Als Betrachter ist man den Portraitierten sehr nahe, nicht nur aufgrund der herangezoomten Bildausschnitte. Diese Nähe ist für Michaela Steiger essentiell, sie nennt es ein „Fallen ins Gesicht“, ein sehr intimer Vorgang, um einen Bezug zur Person aufzubauen und ihre Persönlichkeit zu studieren. Das Schnappschusshafte der Fotografie, diese unmittelbare Momentaufnahme ist auch in der Malerei spürbar. In der Technik Öl auf Leinwand arbeitet sie mit einem sehr flachen, lasierenden Farbauftrag. Der Pinselduktus ist deutlich zu sehen und fängt mit wenigen gezielten Strichen Form, Konturen, Falten, Haare, Kleidung ein. Der Fokus liegt stets auf den Gesichtern, der Hintergrund ist flächig, verschwimmt, ist farbig abgestimmtes Beiwerk, das sich auflöst und die Figuren nicht an einem bestimmten Platz verortet. Aber das ist hier auch gar nicht wichtig, denn nicht die Außenräume, die äußere Hülle, sondern innere Räume und Stimmungen stehen im Vordergrund.

Michaela Steiger verfolgt keinen bestimmten Malstil oder gar einen fotorealistischen Anspruch. Stets testet sie aufs neue aus, was für dieses bestimmte Motiv das richtige Mittel ist, immer  in dem Bestreben einen Blick in das Innere des Menschen zu werfen.
 Da gibt es ganz intime Momente, wie das Portrait eines schlafenden Mannes. Ganz entspannt liegt er da, die Hände locker auf der Decke. Vielleicht löst dieses Bild beim Betrachter Ruhe aus, vielleicht fühlt man sich aber auch unwohl ob des ungeplanten Voyeurismus in diese vertrauliche Szenerie. Oder das Close-Up in das müde Gesicht einer Frau mit tiefen Augenringen, die den blutroten Mund leicht geöffnet hat. Ist sie überrascht? Erschöpft? Resigniert? Es sind keine geschönten Portraits. Die Gesichter spiegeln Emotionen wider und je nach eigener Stimmung nimmt man skeptische Blicke wahr, fragende, introvertierte, traurige, verlegene, fröhliche, schüchterne oder freundliche. Es obliegt dem Betrachter, diese Stimmungen widerzuspiegeln, sich darin zu finden oder sie an sich vorbeiziehen zu lassen.

Meistens suchen die Augen des Dargestellten dabei auch den direkten Blick des Betrachters, wodurch dieser selbst zum Angeblickten wird: Als Spiegel der Seele ziehen die Augen ihn sofort in das Bild hinein und bauen einen spannungs- und fragenreichen Dialog auf: „Wie betrachte ich den anderen? Wie betrachte ich mich selbst, wie gebe ich mich nach außen, wie sieht es dabei in mir aus? Was strahle ich aus?“

Es ist auch ein Hinterfragen der inneren und äußeren Haltung, die einander oft bedingen. In diesem Zusammenhang ist auch die Wichtigkeit von Gesten, der Handhaltung und einer offenen oder geschlossenen Körpersprache nicht zu unterschätzen. Einige der Portraitierten agieren mit den Händen, stützen sich darauf auf oder verbergen ihr Gesicht halb hinter der Hand. Alle Portraits sind in ihrer Geradlinigkeit nahbare Ausschnitte menschlicher Gemütszustände. Dadurch, dass die Gesichtsausdrücke auf das Wesentliche reduziert sind, sind sie klar, direkt, offen und unmittelbar für unsere Wahrnehmung. Jedes Gesicht ist einzigartig und transportiert einen bestimmten Moment.

Diesen Portraits steht eine Reihe von Familienbildern gegenüber, die in ihrer Anmutung eine ganz andere Ausstrahlung besitzen. Während die Einzelportraits die Individualität der Dargestellten betonen, zeigen uns die Familienportraits mehr eine Art Prototyp von Momentaufnahmen aus einer längst vergangenen Zeit, wie sie wohl jeder von uns in seinem Familienalbum findet. Fragen nach der Personenkonstellation spielen dabei für Michaela Steiger genauso eine Rolle wie die (un)sichtbaren Bezüge der einzelnen Familienmitglieder zueinander. Auch hier ist der Hintergrund meist abstrahiert, denn wichtiger ist wiederum das Vermitteln einer Stimmung, eines Gefühls des Moments. Die Gesichter sind hier teilweise nur angedeutet oder gar leer. Sie bieten so dem Betrachter eine Projektionsfläche und die Möglichkeit, seine eigene Position in seiner eigenen Familie zu suchen, zu hinterfragen oder gar zu überdenken. Was macht Familie aus? Ist man zentraler Teil der Gemeinschaft, sucht man den Blick in die Kamera oder steht man immer etwas abseits?
Beim Betrachten dieser ruhigen, sorgsam komponierten Bilder wird einmal mehr bewusst, wie die digitale Fotografie heutzutage den Blick auf uns selbst verändert und beeinflusst. Vor allem unzählige Schnappschüsse mit dem Handy und all seinen über die Bilder gelegten Filter und Weichzeichner geben ein verzerrtes, pseudogeschöntes Abbild wieder, das mit der Realität oftmals nicht mehr viel gemein hat.

Umso kostbarer ist der Schatz, den man mit alten Erinnerungsfotos hütet, in denen man ein Stück Heimat suchen – und vielleicht auch finden kann. Auf der Suche nach dem eigenen Ich, seinem Platz in dieser Welt wird der Betrachter letztendlich in allen Bildern auf sich selbst zurückgeworfen und mit den essentiellen Fragen des menschlichen Seins konfrontiert.

Anna Wondrak, Mai 2019
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